Prof. Dr. Ádám Miklósi

Infos über Prof. Dr. Ádám Miklósi

Prof. Dr. Ádám Miklósi ist Leiter des Lehrstuhls für Ethologie an der Eötvös Loránd Universität in Budapest und betreut die grösste Forschungsgruppe in Europa, die sich ausschliesslich mit dem Verhalten von Hunden beschäftigt. In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist er zudem durch seine Seminare und Vorträge bekannt.

WebsiteFamilienhund-Projekt

Vergangene Seminare

Wie Hunde Probleme lösen

Es ist einer der ältesten Fragen: Sind Hunde «schlauer» oder «dümmer» als Wölfe?

Diesen Vergleich ziehen zu wollen ist nicht sinnvoll, denn nicht nur das Verhalten von Hund und Wolf ist sehr unterschiedlich, sondern auch deren ökologische und soziale Umgebung weichen stark voneinander ab.

In der Biologie sagt man, dass jeder in seiner entsprechenden Umwelt überleben muss, das heisst, dass der Wolf klug genug sein muss, um seine Probleme in der Wildnis bewältigen zu können. Hunde dagegen müssen sehr geschickt sein, um mit dem menschlichen Partner zurecht zu kommen.

Die richtige Antwort lautet: Beide sind gleichermassen für das Überleben in ihrer entsprechenden Umwelt vorbereitet.

In diesem Seminar besprechen wir, wie Hunde bzw. Wölfe physische Probleme lösen, wie sie sich in ihrer Umgebung orientieren und Umwege machen, ob sie Objekte finden können, die sie nicht sehen können. Auch Fragen über ein eventuell vorhandenes Zahlenverständnis oder die Nutzung von Hilfsmitteln wie Seilen oder Bällen, um zum Ziel zu kommen, werden beantwortet.

Auch das Lösen von sozialen Problemen ist für Hunde und Wölfe überlebenswichtig. Im Vergleich zum Wolf lebt der Hund in einer menschlichen Familie, muss also auch mit den Menschen eine Reihe von sozialen Verhältnissen «pflegen».

Wir untersuchen, wie Hunde von Menschen lernen, ob sie Menschen helfen können und ob sie wirklich kooperieren. Hunde können unsere Emotionen lesen, aber benutzen sie diese Information in ihren künftigen Aktionen?

Diese und weitere Fragen zum Problemlösungsverhalten werden wir in diesem spannenden Seminar besprechen.

Hundepersönlichkeiten

Temperament, Persönlichkeit und Individualität

In den letzten Jahren wurden viele Studien zur Erforschung der Persönlichkeit von Hunden durchgeführt: Welche Faktoren bestimmen, wie sich ein Hund entwickelt? Welchen Einfluss haben hier zum Beispiel die Genetik, die Umwelt – aber auch die Persönlichkeit des Besitzers?

Um die Persönlichkeit von Hunden untersuchen zu können, ist es wichtig, zunächst eine psychologische Definition zu bestimmen, welche die Eigenschaften von Mensch und Hund vergleichbar macht. Deshalb eignet sich für dieses Seminar, das menschliche und tierische Eigenschaften unter demselben Gesichtspunkt behandeln möchte, folgende Definition der Psychologie am besten: «Persönlichkeit ist ein abstraktes Konzept über die kontextunabhängige Stabilität des Verhaltens.»

Im Hundetraining ist es teilweise bis heute üblich, den Begriff «Persönlichkeit» zu vermeiden und stattdessen auf Bezeichnungen wie «Wesen» oder «Charakter» auszuweichen – obwohl es sich hier um ein auch für Tiere zulässiges Konzept handelt.

Für viele Bereiche im Hundewesen ist es sehr hilfreich, wenn Hundehalter und –trainer verstehen, wie man die Persönlichkeit der Hunde bestimmen kann und was die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Methoden sind. Dabei werden zur Persönlichkeitsbestimmung des Hundes aktuell verschiedene Herangehensweisen angewandt: In Fragebögen geben Besitzer Auskunft über ihren eigenen Hund oder Forscher beobachten in verschiedenen Testsituationen direkt die hündischen Verhaltensweisen. Aber keine Lösung ist perfekt.

In diesem Seminar vergleicht Ádám Miklósi verschiedene sogenannte Persönlichkeitstests und präsentiert die neuesten Ergebnisse seines Familienhund-Projekts. Auch Eigenschaften, die mit der genetischen Bestimmung im Zusammenhang stehen, werden besprochen. Dieses Vorgehen kann dabei helfen zu erkennen, ob man aufgrund dieser Persönlichkeitstests bestimmte Hunde für bestimmte Aufgaben auswählen kann.

Wie Hunde die Welt erleben

Die Wahrnehmungsfähigkeiten unserer Hunde

Wie wir die Welt wahrnehmen, entscheidet massgeblich darüber, wie «überlebensfähig» wir sind. Wie gut bin ich darin, schnell und flexibel auf soziale oder gefährliche Situationen zu reagieren? Welche Sinneseindrücke sorgen dafür, dass ich in Notfällen spontan die richtigen Entscheidungen fälle? In der Wahrnehmungswelt des Menschen fühlen wir uns sicher, doch wie nimmt der Hund seine Welt wahr?

Wahrnehmungssysteme haben sich je nach ökologischer Nische für jede Tierart entwickelt. Dadurch ist jede Spezies an ihre Umwelt optimal angepasst. Hunde leben seit Jahrtausenden an unserer Seite, auch ihre sinnlichen Fähigkeiten haben sich in dieser Zeit wahrscheinlich stetig verändert. Durch jahrzehntelange Forschung wissen wir heute viel über hündische Talente und ihre Arbeitsfähigkeit, aber es gibt wenige Kenntnisse über die Wahrnehmungsfähigkeiten der Hunde.

Bis vor Kurzem glaubte man zum Beispiel, dass Hunde nur schwarzweiss sehen können, und die Vorstellung, dass Hunde zu jeder Zeit in einer Art Geruchswolke leben, hält sich wacker bis heute. Auch die akustische Wahrnehmungswelt – also welche Töne Hunde hören und welche nicht – ist ebenfalls bis heute weitgehend unbekannt.

Wenn wir verstehen wollen, wie Hunde die Welt erleben, brauchen wir sichere Daten über ihre Sinnesleistungen und neuronalen Verarbeitungssysteme. Nur mit diesem Wissen können wir auch gewisse Leistungen von ihnen erwarten. Wie gut oder wie weit kann ein Hund sehen und welche Wahrnehmungsmöglichkeiten benutzt ein Hund, wenn er mit Menschen kommuniziert? Hört er wirklich alles, was man ihm sagt, und was ist der Unterschied zwischen Hören und Verstehen? In diesem Tagesseminar besprechen wir Sehvermögen, Hören und Riechen anhand der modernsten wissenschaftlichen Befunde.

Leider sind die meisten dieser wissenschaftlichen Versuche sehr kompliziert und man muss auf sehr viele Kleinigkeiten achten. Solche Detailinformationen sind aber enorm wichtig, um wirklich verstehen zu können, ob und wie Hunde in der Lage sind, aus menschlichem Harn oder Atem Krebs «erriechen» zu können, und ob man dieses Talent in der medizinischen Diagnostik nutzen kann – oder (doch) nicht.

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